Kanon der Bildenden Kunst und erste Konstruktionssysteme
Woher kommen die Regeln der Schnittkonstruktion? Wie und wann sind sie entstanden?
Mit der im 19. Jahrhundert aufkommenden Industrialisierung wurden in vielen Bereichen erstmals systematisch Daten des menschlichen Körpers erhoben, auch für eine industrielle Fertigung von Kleidung. So wurden zahlreiche moderne Anatomiebücher veröffentlicht, die eine entsprechende Datenbasis für die Verwendung in Kunst, Handwerk und Medizin lieferten. Als Anatomiebücher setzten sie sich auch mit der Darstellung des menschlichen Körpers in der Kunst, und somit auch mit dem Kanon der Bildenden Kunst auseinander. Es handelt sich um den Versuch, aus einem einzigen Maß, wie beispielsweise der Kopflänge, der Handlänge oder der Körpergröße, einen Konstruktionsplan für die gesamte Darstellung des Körpers abzuleiten.
Den wohl populärsten Kanon stellt sicherlich der Vitruvianische Mensch dar, den Leonardo da Vinci 1490 nach den Aufzeichnungen des römischen Architekten Vitruvius (1. Jahrhundert v. Chr.) entwickelte.